Mittwoch, 4. September 2013

IV. Schamhaarreif und wie Äpfel sanft die Rundungen zart wie unabsichtlich die ersten Berührungen grob die Erinnerung springt zwischen Gerangel und Umarmung

Schamhaarreif und wie Äpfel sanft die Rundungen
zart wie unabsichtlich die ersten Berührungen grob
die Erinnerung springt zwischen Gerangel und Umarmung
täuscht sich nicht das Glitzern von Wasserperlen
zuvor noch nie so gesehen so aufregend
auf fremder Haut mit einem ersten Blick
plötzlich da ein Thema wie ein Leitmotiv
durch die Tage und darum ein Springen
ein Stoßen ein Gerangel aus vollen Kehlen
eine Inszenierung im Tempel die fremden Göttinnen
zu beeindrucken sie zu gewinnen sie unterzutauchen
die Kratzspuren wie Trophäen auf der Haut
und als Belohnung der nächste Kampf gemeinsam
die Schenkel innen weich auf den Schultern
die Wangen streifend die Aufregung im Genick
fällt man beinahe ohne Gegner taucht ab
und im Fließen des Flusses wieder auf
die Zeit unter Wasser scheint rasend schnell
Jahre später und trotzdem plötzlich plötzlich da
das glitzernde perlende Weiß im Fellbraun eines
von der Uferböschung ins Wasser gleitenden Bibers
durchs Bachbett das Tier viel größer eleganter
als in der Vorstellung baut er allein
mir heimlich in der Nacht einen Traumdamm
in dem sich alles staut und vermischt
in dem ich tatsächlich zu ertrinken drohe
mit letzter Kraft stoße ich mich ab
gegen den Strudel und tauche wieder auf
das Mädchen neben mir lacht hell laut
taucht mich sofort kaum nach Luft geschnappt
wieder unter in der Schwerelosigkeit des Traums
des Wassers die Orientierung zwischen den Zeiten
verloren spiele ich mit suche ihre Beine
und versuche sie unter Wasser zu ziehen
inzwischen atmet es sich bereits ganz gut
unter Wasser einzig das Chlor brennt rot
in den Augen die Zeit am Fluss
dagegen tut gut wie die spielerischen Fingerkämpfe
mit den Flusskrebsen ernst das kalte Klar
das leise Menschenleer hier hinter dem Viadukt
wie eine Festung die sommerlich goldenen Felder
im Rücken und weit ganz weit dahinter
lauert das lärmende Freibad mein Name darin
wird gerufen noch im Hören falle ich
vom Dreimeterbrett ein Mädchen ziehe ich mit
sie wird deswegen ein wenig böse sein
zumindest so tun als ob ich beschwichtigend
hinter ihr her immer hinter ihr her
bis der Abend kommt die kühlere Luft
wie gerne hätte ich in die Umkleidekabine
hinter die von innen verriegelten Schwingtüren geblickt
für den kurzen Moment in dem sie
nackt zweifelsohne die Wasserperlen immer noch glitzernd
auf ihrer Haut deswegen schlaflos und einsam
die schwülen Nächte mit diesem Bild gefüllt
so weit der Morgen nichts dagegen scheint
die Länge des Flusses die unbeachtet bleibt
bis auf die immer selbe vertraute Stelle
an der der Biber wartet oder eben
ich ihn erwarte am mir gegenüberliegenden Flussufer
auch er die Felder im Rücken dazu
einen Schienenstrang einen der mich wegbringt und
wieder zurück am Abend am Morgen früh
mit den Fahrrädern starten das Mädchen kommt
später liegt sie wie alle anderen Mädchen
in der Sonne am Rücken alle Jungs
liegen dagegen am Bauch und erheben sich
mit Bedacht Sonnencreme erscheint einem plötzlich wunderbar
den ganzen Sommer über ernährt man sich
von Pommes mit Ketchup Eis und Cola
man verbringt Stunden um Stunden im Wasser
ohne nur eine einzige Beckenlänge zu Schwimmen
wie alle es immer schon getan haben
unabhängig von der Zeit über die Jahre
über Jahrzehnte hinweg ein Zelebrieren des Paradieses
in das man nun vom Flussufer aus
Blick Richtung Wasser nicht mehr zurückkehren möchte
weil es so schön war so schön
dass selbst die Traumdämme alle brechen müssen
eine Welle alles aus dem Schlaf schwemmt
man in der Nachtmitte mit dem Wort
jetzt auf den Lippen blubbernd wie atmend
unter Wasser erwacht und den Morgen erwartet
an dem man als Einziger zwischen Pensionisten
die Kabinen noch leer stumm die Schreie
das Lachen nicht einmal mehr fern nachklingt
im eigenen Kopf liegt das Wasser ruhig
und behält jede geheime Berührung für sich
der Blick wandert indessen über die Felder
der Biber ist abgetaucht ins dunkle Weite
und während auch die letzten der ersten
Vögel melodiös im ersten Strahlen zu Klang
kommen mischt sich der Wecker mechanisch protzend
die Sommertage ignorierend in die letzten Traumfetzen
löscht das Bild der Umkleidekabine deren Türe
nun wieder geschlossen und versperrt bleiben wird
und dabei ich bin mir sicher zweifelsohne
die Wasserperlen glitzern jede einzelne für sich
ein neues Sternbild könnte man daraus formen
blind und ohne es je zu benennen

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