Montag, 14. Oktober 2013

V. Die Erinnerung lässt mich gehen warten weiter immer wieder wie eine eigene weite Welt mit den Geschichten flüsternd in der Luft

Die Erinnerung lässt mich gehen warten weiter
immer wieder wie eine eigene weite Welt
mit den Geschichten flüsternd in der Luft  
lächelnde Gesichter wenn ich wieder da bin
die Zeit ist Nebel ab und an
tritt man auf eine Lichtung und plötzlich
findet man sich im Gestern oder unerwartet
im Morgen Heute hier sitzen die Freunde
weiters nur die Freundlichen mit am Tisch
ein Blick in die Runde Zeit Raum
ein Zählen der Namen und der Geschichten
ein Aufzählen von rot behangenen leuchtenden Kirschbäumen
in fremden Gärten über das gelb blühende
Warzenkraut bis hin zu selbst geschmiedeten Messerrohlingen
von einzig besprochenen Gemeinsamkeiten über gemeinsam schön
verbrachte Abende bis zu diesem Tisch hier
die Lichtung und einer der danach fragt
wie es wohl wäre hier zu leben
in meinem Kopf sehe ich die Ebene
wie auf einem Satellitenbild grün braun liegen
im Zeitraffer entstehen dann Straßen und Siedlungen
verschwinden Wiesen und Felder in eine Zukunft
hinein und bevor ich noch antworten kann
bemerkt ein anderer das Fehlen der Wälder
der Waldweite und tatsächlich stattdessen die Rebenreihen
soweit das Auge reicht markant im Blick 
am Tisch spiegeln es die Gläser wider
das traubende Rot und das traubende Weiß
wer möchte geht weiter von einer Zeile
in die nächste und die Straßen wechseln
vom Schotter zu Asphalt von einem Heurigen
zum andern und warum denn auch nicht
vielen sind sie die Heimat sind sie
warmer Kern des Ortes Ziel der Gassen
schließlich hier trifft man sich und mehr
hier kennt man sich man tratscht lacht
man lästert schimpft alleine ist hier keiner
hier im Zusammensein von Gestern und Heute
auch wenn das Becken im Nebel bleibt
und darin zum Beispiel der Park liegt
flüsternd zart umrandet vom Bunt der Blätter
ein Hund schnüffelt an der Uferböschung entlang
nach Geschichten stöbernd die hier unerzählt herumliegen
an jeder Ecke da am Klettergerüst daneben
am Hügel den man im Winter beschneit
oder dort direkt am Weg die Parkbänke
hier sitzt man und es schreibt sich
ein kleiner ein kleinster Teil der Familiengeschichte
zum Beispiel graviert es sich im Gespräch
ins Fleisch in die Zeit dem Nebel
zum Trotz ein Blick Wort um Wort
auf Schritt und Tritt und es lacht
es wankt es verzaubert es verflucht genauso
wie im Märchen einmal die gute Fee
einmal die böse Hexe man sagt heimlich
des Kaisers neue Kleider sind dem Volke
zu groß und die Lichtung schließt sich
irgendein Zauberstab ist immer da am Werk
und ich wollte doch gerade etwas sagen
einen Augenblick weiter und erneut am Tisch
die Gesichter gewechselt und wieder ein Herzliches
ein Händeschütteln eine Wiedersehensfreude eine neue Welt
die dieselben Geschichten erzählt wieder in Farben
das Lachen an den immer selben Stellen
tut gut und hat darin eine Zukunft
ein Besuch Stunden und Kaffee ein Spaziergang
man trifft die Dame vom alteingesessenen Schuhgeschäft
am Platz man plauscht daneben ein Arbeiter
versorgt die Pflanzen und weiß zu erzählen
eine Hand winkt aus einem vorbeifahrenden Auto
ein großer Hund wedelt mit dem Schwanz
lässt sich genüsslich hinter den Ohren kraulen
der Mann der Schuhgeschäftbesitzerin kommt auch dazu
Nebel hängt nun nur noch in feinen
 in leichten Schlieren in der blauen Luft
in den Gärten am Rand der Übergang
zu den Feldern dazwischen der holprige Weg
auf dem ich fern als kleiner Junge
mit dem Rad hierher komme beinahe kollidiere
mit dem sich an mich erinnernden Mann
 so schnell bin ich ja ich brause
wie der Wind die Ähren biegen sich
links und rechts aus Ehrfurcht zur Seite
und meine Stimme juchzt laut laut auf
dazu die Augen funkeln mir freudig wild
so bin ich sicher nie wieder hierhergekommen
erzähle ich in die Runde am Tisch
dabei eigentlich wollte ich etwas anderes sagen
aber immer wieder die Erinnerung lässt mich
nicht aus lässt mich gehen warten weiter
immer wieder in meine eigene weite Welt
mit den Geschichten flüsternd in der Luft 
lächelnde Gesichter wenn ich wieder da bin
der Tisch wächst als ob er noch
 Baum wäre und die Bänke füllen sich
so wie sich der große Raum allmählich
mit sich gesellig hell überschlagenden Stimmen füllt
ein Wortnebel alle einhüllt während draußen Licht
nun von elektrischen Quellen stammt und Katzen
sich neue Geschichten aus dem Fell lecken